DURCH UND DURCHLÄSSIG
lassen – durchlassen - durch und durch – durchtränken – durchwirken – durchnässen – durchgängig machen - durchkämmen – durchdenken – durchatmen!
Wir lieben die Eindeutigkeit und das Verlässliche, das Feste. Wir reden von der Faszination des Undurchdringlichen und der Transparenz gleichermaßen. Meine Beschäftigung mit diesen Fragen finden auch einen Niederschlag in meiner Kunst - in meinen Geweben, den sog. „Paradigmen“, dann in der Serie der „Instabilen“ und im Bild „durchgeleuchtet“. Was aber ist wirklich undurchlässig, fest und stabil? Alles bewegt sich schnell und verändert sich, gebiert Variationen. Immer bestimmt Durchlässigkeit unser Leben, sonst gibt es keinen Atem, kein Wasser, kein Licht, keine Nahrung, keine Osmose. Überall Transparenz. Auch Transzendenz fordert Durchlässigkeit, ist eine notwendige Grenzüberschreitung.
„Das Leben befindet sich in einem Zustand dauernder Transformation und des Flusses.“ (Sharon Salzberg)
Wir sehen Festgefügtes, im nächsten Augenblick schon bewegt sich das Gefüge, bricht auseinander in Einzelteile, auch das Leben. Alle Teile instabil! Wir wollen es nicht wahrhaben. Die Illusion täuscht. Immer ist das Leben instabil. Aber – so schön wie ein Kaleidoskop, dessen Bilder einzig von der Veränderung bestimmt sind. In unserer bemessenen Zeit brauchen wir das Beharrliche, das Stabile. Auch deshalb lieben wir die Pyramiden, den Inbegriff des Festgebauten, die Berge vermitteln scheinbare Ewigkeit, die Burgen den vermeintlichen Schutz. Und doch, Wendepunkte, Umbrüche – sie betreffen große natürliche oder gesellschaftliche Änderungen, Flüchtlingsströme oder ein Krieg. Die Ambivalenz der Durchlässigkeit und Beweglichkeit bestimmt unser Leben, so wunderbar schön und willkommen, wie auch gefährlich und verunsichernd.
„Die Realität ist eine Illusion, allerdings eine sehr hartnäckige.“ Albert Einstein